Coaching-Sitzung 3 – Coachee: „Ich möchte mich selbst bedingungslos lieben.“

Um das Thema Selbst-Liebe habe ich mir viele Jahre keine Gedanken gemacht, weil mir nicht bewusst gewesen ist, dass ich hier ein Defizit habe. Natürlich kannte ich aus der Kirche die Definition von Nächstenliebe – Liebe deinen Nächsten wie dich selbst – aber ich hatte nicht das Gefühl, mich nicht selbst zu lieben. Erst durch die Lektüre verschiedener Bücher und insbesondere „So gewinnen Sie mehr Selbstvertrauen. Sich annehmen, Freundschaft mit sich schließen, den inneren Kritiker zähmen“ von Dipl.-Psychologe Rolf Merkle habe ich erkannt, dass es mir an Selbst-Liebe fehlte.

Das Gegenteil von Selbst-Liebe ist Selbst-Ablehnung. Und wie ich schon in meiner letzten Blog-Coaching-Sitzung zum Thema Selbst-Wert geschrieben habe, gab es einiges, was ich an mir abgelehnt habe. Neben den verschiedenen körperlichen Aspekten in meiner Jugend gehörten dazu ab meinem 19. Lebensjahr auch meine psychischen Probleme, die meine Selbst-Ablehnung verstärkten. Das Tragische daran ist, dass ich mich damit in einem unbewussten Teufelskreislauf befand, dessen Einstieg Rolf Merkle beschrieb:

„Alle seelischen und viele körperlichen Probleme haben nur eine einzige Ursache: Selbst-Ablehnung.“

Diese Aussage zu lesen, war einer dieser Momente in meinem Leben, in denen der Groschen gefallen ist. Wie sollte ich jemals wieder auf die Beine kommen, wenn ich nicht anfange, mich selbst bedingungslos zu lieben? Ich durfte also lernen, Frieden mit mir zu schließen, mich selbst anzunehmen und mein eigener bester Freund zu werden. Ferner durfte ich lernen, in mich rein zu fühlen, um zu spüren, was mir guttut und was mir Freude bereitet. Je mehr ich dies in Kombination mit den anderen Themen getan habe, umso mehr lösten sich meine psychischen Erkrankungen auf und umso wohler fühlte ich mich wieder in meiner Haut. So kann ich heute von mir sagen, dass ich ein kern-gesundes und ausgeglichenes Leben in Freude führe.

Es gibt Menschen, die verspüren eine starke Ablehnung gegenüber dem Begriff Selbst-Liebe, weil sie diesen mit Egoismus gleichsetzen. Für mich bedeutet Egoismus, dass wir unserem Leben auf Kosten anderer Menschen nachgehen, also zum Beispiel, wenn ich in einem Gemeinschaftsraum laut Musik höre, weil ich es gerade möchte und mir egal ist, ob ich alle anderen damit störe.

Eine Definition von den Oxford Languages besagt, dass es sich dabei um eine „Haltung handelt, die gekennzeichnet ist durch das Streben nach Erlangung von Vorteilen für die eigene Person, nach Erfüllung der die eigene Person betreffenden Wünsche ohne Rücksicht auf die Ansprüche anderer.“ Auf Basis meiner heutigen Erfahrung kann ich sagen, dass Menschen, die sich selbst lieben, keineswegs ohne Rücksicht auf die Bedürfnisse anderer durchs Leben gehen müssen. Sie haben durch ihren Prozess verstanden, dass wir als Menschen in einer Gemeinschaft leben und dass es in dieser Gemeinschaft darum geht, Kompromisse einzugehen, sofern es die Situation erfordert.

Andere wiederum haben mit dem Begriff ein Problem, weil sie der Meinung sind, dass Menschen, die in ihrem Leben nie Liebe erfahren haben, nicht wissen können, wie sich dieses Gefühl anfühlt, wodurch sie keine Selbst-Liebe entwickeln. Dieses Argument ist nicht ganz von der Hand zu weisen. Für diese Menschen kann der obige Ansatz von Rolf Merkle erst recht sehr wertvoll sein.

Ich möchte mir der heutigen Blog-Coaching-Sitzung einen Appell aussprechen, sich diesem Thema zu öffnen und es anzunehmen, da es dein Leben verwandeln und einen ganz großen Beitrag zu einem kern-gesunden und ausgeglichenen Leben in Freude leisten wird.

Also, legen wir los.   

Hinweis

Wie auch schon beim Selbst-Wert und allen folgenden Themen möchte ich den Hinweis wiederholen, dass es natürlich nicht realistisch ist, innerhalb einer Sitzung eine bedingungslose Selbst-Liebe zu entwickeln. Hierbei handelt es sich wieder um einen Prozess, der wie bei jedem Training einer neuen Disziplin Zeit, Geduld und Wiederholung erfordert. Die Sitzung ist aber der erste entscheidende Schritt in diese Richtung, was sich lohnt, weil dein Leben dadurch schön wird.

Erster Schritt: Klärung der Absicht des Coachings

Im ersten Schritt der Coaching-Sitzung klären wir zunächst wieder deine Absicht, mit der du diese Coaching-Sitzung bearbeitest.

Bei deiner Absicht handelt es sich um die Frage, warum du diese Coaching-Sitzung wahrnimmst. Du setzt dich schließlich mit einer gewissen Erwartung hin, um deine Coaching-Sitzung zu bearbeiten. Welche sind das?

Um deine Absicht zu klären, kannst du dich fragen:

Welche Erwartung habe ich an die Sitzung? Was hat sich für mich in meinem Leben nach der Bearbeitung geändert? Wie fühle ich mich danach? Wenn sich die Bearbeitung der Sitzung für mich gelohnt hat, was ist dann passiert?

Nimm dir hierfür nun ein Blatt Papier und einen Stift und schreibe dir deine Absicht bitte auf.
Alternativ druck dir wieder die Vorlage aus und bearbeite diese.

Wie in jeder Coaching-Sitzung möchten wir wieder den Fortschritt sichtbar machen. Für diesen Zweck stelle dir bitte im Hinblick auf deine Absicht die Frage:

Wo stehst du auf einer Skala von null bis zehn jetzt in Bezug auf deine Absicht? ______

 

Zweiter Schritt: Klärung deines konkreten Anliegens

Im zweiten Schritt geht es nun darum, dein konkretes Anliegen zu definieren.  

Was ist dein Anliegen? Was ist deine Frage? Zu welchem Thema soll gecoacht werden?

Auch hier möchte ich nochmal in Erinnerung rufen, dass bei der Formulierung deines Anliegens drei Kriterien eingehalten werden dürfen:

  1. Das Anliegen ist positiv formuliert.
  2. Das Anliegen ist selbst erreichbar.
  3. Das Anliegen ist messbar.

Die Klärung deines Anliegens entfällt in „dieser“ Form der Blog-Coaching-Sitzungen wiederum, weil ich das Anliegen schon definiert habe:

„Ich möchte mich selbst bedingungslos lieben.“

Wie auch schon bei der Absichtsklärung dürfen wir nun zunächst einmal deinen Status quo festhalten, um deinen Fortschritt sichtbar zu machen:

Wo stehst du auf einer Skala von null bis zehn jetzt in Bezug auf dieses Anliegen? ______

Dritter Schritt: Wie bin ich auf meine Bewertung zum Selbstwert gekommen?

Wenn du die erste Coaching-Sitzung bearbeitet und dabei dein Lebensrad erstellt hast, hast du eine Bewertung deiner Selbst-Liebe auf einer Skala von 0 bis 10 (0 = kein Selbstwert; 10 = stabilen Selbstwert aus mir heraus) vorgenommen.

Bitte trage deine Bewertung hier nochmal ein: ____

Nun frage dich bitte, wie du auf diese Bewertung gekommen bist und schreibe diese auf.

Vierter Schritt: Was möchte ich nicht mehr?

Viele Menschen wissen nicht was sie möchten,
aber sie wissen was sie nicht mehr möchten.

Bitte schreibe dir auf, was du im Hinblick auf deine Selbst-Liebe und Selbst-Ablehnung nicht mehr möchtest.

Fünfter Schritt: Was möchte ich erreichen?

Einerseits kannst du bei diesem Schritt nun deine Aussagen fortführen und diese positiv formulieren. Andererseits kannst du weitere Punkte ergänzen, die dir wichtig sind und am Herzen liegen. Was sind deine Punkte? Schreibe sie dir wieder auf.

Sechster Schritt: Lösungen erarbeiten

Im sechsten Schritt geht es nun darum, deine Lösungen zur Klärung deines Anliegens zu finden. Die für mich wichtigste Frage in diesem Zusammenhang lautet nach wie vor:

Was brauchst du, um dich selbst bedingungslos lieben zu können?

Schreibe bitte wieder erstmal alle Punkte auf, die dir einfallen damit du dieses Anliegen lösen und diesen Lebenszustand erreichen kannst.

Einige Antworten könnten lauten:

 „Ich brauche ein Verständnis dafür, was Selbst-Liebe bedeutet.“

„Ich brauche eine Übersicht, was ich an mir ablehne.“

„Ich darf es mir erlauben, mich selbst zu lieben, da dies nichts mit Egoismus zu tun hat.“

„Ich möchte den inneren Kritiker auflösen.“

Ich darf es einfach machen, denn lieben ist ein Verb.

 

Coaching Tools: Mikrothesen

Im Rahmen eines Präsenzcoachings würde ich dir sogenannte Mikrothesen stellen. Bei den Mikrothesen handelt es sich um „Aussagen mit fragendem Unterton, welche den Coachee darin unterstützen, in sich hineinzuhorchen und hinein zu fühlen, was er selbst – als Experte für sich selbst – in seinem Inneren wahrnimmt“.

Solche Mikrothese könnten lauten:
Würde es dir guttun, dir regelmäßig Zeit für dich zu nehmen?
Wäre es eine Option, dir jeden Tag 30 Minuten fest für dich in deinen Kalender einzutragen?“

So hat der oder die Coachee die Möglichkeit, sich innerlich zu fragen, ob dies eine Lösung sein könnte, um diese dann für sich anzunehmen und umzusetzen.

Siebter Schritt: Umsetzungen zur Lösung hin

Wenn du nun alle Lösungspunkte aufgeschrieben hast, die du brauchst, um dein Anliegen zu lösen, geht es als nächstes darum, wieder eine Priorisierung vorzunehmen und die Umsetzung zu definieren.

Insofern priorisiere bitte jetzt die Umsetzung deiner Punkte.

 

Achter Schritt: Abschluss

Wenn auch dies erledigt ist, stellt sich die Frage:

Bist du mit dem Ergebnis der heutigen Sitzung zufrieden und kannst diese damit jetzt abschließen oder brauchst du noch mehr?

Wenn du merkst, dass du noch mehr benötigst, dann überlege, was dir noch fehlt, damit du das Thema für heute zu deiner Zufriedenheit abschließen kannst, und ergänze die Punkte auf deiner Liste.

Wenn du zu dem Ergebnis kommst, dass du für heute zufrieden bist und nichts mehr brauchst, dann beantworte bitte noch zum Schluss die beiden Fragen:

Wo stehst du auf einer Skala von null bis zehn jetzt am Ende der Sitzung in Bezug auf deine Absicht? ______

Wo stehst du auf einer Skala von null bis zehn jetzt am Ende der Sitzung in Bezug auf dieses Anliegen? ______

Vergleiche bitte die Werte mit den Werten zu Beginn der Sitzung.

Kannst du einen Fortschritt sehen?

Herzlichen Glückwunsch. Du hast einen weiteren wichtigen Schritt in Richtung kern-gesundes und entspanntes Leben in Freude gemacht.

Dennoch möchte ich dir ans Herz legen, nochmal meine Hinweise vor Beginn der Reise auf deine Sonnenseite des Lebens zu lesen, damit du diese Reise mit Freude, Ruhe und Gelassenheit machst. Du weißt ja, dass der Weg das Ziel ist. Insofern kannst du dein Leben schon jetzt genießen. 

 

Themenspeicher

Unter Umständen hast du bei der Bearbeitung der Coaching-Sitzung wieder festgestellt, dass Themen aufgekommen sind, die du gerne zu einem späteren Zeitpunkt bearbeiten möchtest. Diese kannst du erneut in deinem Themenspeicher festhalten. So hast du die Themen festgehalten und kannst von Zeit zu Zeit prüfen, ob diese noch relevant sind und einer Bearbeitung bedürfen.

 

Abschluss

Damit sind wir am Ende der dritten Coaching-Sitzung angekommen. Ich hoffe, dass dir die Sitzung etwas gebracht hat und du weitere wichtige Erkenntnisse und Impulse für dein Leben bekommen hast.

In der nächsten Blog Coaching-Sitzung setze ich die Reise mit dem Selbst-Vertrauen fort.

Ich freue mich, wenn du weiterhin dabei bist und dein Leben auf kern-gesunde Füße stellst damit du dieses ausgeglichen und in Freude führst.

Falls du Fragen oder Anmerkungen zu dieser Coaching-Sitzung hast, kannst du mir wie immer gerne eine Nachricht schreiben.

Liebe Grüße

Philip


Photo by Fa Barboza und Jakayla Toney auf Unsplash

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